Schlafstörungen

Oft unterschätzt – der Einfluss von Hormonen und der Darmgesundheit

Schlecht einschlafen, nicht durchschlafen, am Tage mehrfach wegdösen – Schlafprobleme haben viele Gesichter und zahlreiche Ursachen. Chronischer Schlafmangel ist ein sehr ernst zu nehmendes Problem, das sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirkt und langfristig gravierende gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann.

Wie wichtig guter Schlaf tatsächlich ist, merken wir immer erst dann, wenn er uns fehlt. Ein tiefer und erholsamer Schlaf ist die Basis, motiviert und energiereich in einen neuen Tag zu starten. Das ist aber längst noch nicht alles, denn unbemerkt arbeitet unser Organismus nachts auf Hochtouren: Da werden beschädigte Zellen repariert, der Stoffwechsel reguliert sowie das Immunsystem regeneriert und gestärkt. Über den Tag gesammelte Informationen werden in Ruhe verarbeitet und im Langzeitgedächtnis gespeichert, ebenso erholt sich die Muskulatur. Schlaf ist ein wirklich hohes Gut

Entscheidend bei Schlafstörungen ist es deshalb, der Ursache auf die Spur zu kommen und die Auswahl an Möglichkeiten ist lange: akuter oder langanhaltender Stress, Medienkonsum, psychische Belastungen, hormonelle Veränderungen und Dysbalancen der Hormone Progesteron, Estradiol, Cortisol, DHEA, aber auch eine zu intensiv arbeitende Schilddrüse, die Hyperthyreose. Der täglich wiederkehrende Schlaf-Wach-Rhythmus ist geprägt durch ein fein austariertes Zusammenspiel des energiespenden Cortisols am Tag sowie des abends und nachts aktiven Schlafhormons Melatonin.

Wenn Stress und damit die Anforderung von Cortisol dauerhaft überhandnimmt, schlafen wir schwerer ein und durch, die Erholung ist am nächsten Tag nicht oder zu wenig spürbar, das Energielevel sinkt, Themen das Alltags, der Beruf, das Familienmanagement etc. können oft zunehmend mühevoll erledigt werden, was dazu führen kann, dass wir noch unentspannter, gestresster und dünnhäutiger reagieren. Je nach Fragestellung und Indikation gehe ich mit Ihnen mit Hormonspeichel- oder Blutuntersuchungen auf Spurensuche und wir versuchen den roten Faden zu finden.

Der Darm ist oft mit im Spiel! Gut erforscht ist heute eine Wechselwirkung zwischen Darm und Schlaf, die durch das Mikrobiom beeinflusst wird. Das Mikrobiom ist die Gesamtheit der Mikroorganismen z.B. Bakterien, Pilzen und Viren, die im Darm leben.

Es gibt mehrere Wege, auf denen das Mikrobiom des Darms das Auftreten von Schlafstörungen beeinflussen kann. Zum einen kann eine Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmbakterien) die Produktion von Hormonen und sog. Neurotransmittern, Signalüberträger im Körper beeinflussen, die den Schlaf-Wach-Rhythmus mit regulieren.

Zum anderen kann das Mikrobiom auch die Entzündungsreaktion im Körper beeinflussen. Trifft Stress auf einen Darm im Ungleichgewicht kann dies zu einer erhöhten Entzündungsbereitschaft führen, die wiederum ein erhöhtes Stresslevel verursacht und daher mit Schlafstörungen in Verbindung gebracht wird.

Und ein weiterer, oft unterschätzter Punkt: Eine Darmdysbiose, eine gereizte Darmschleimhaut und ein sog. Leaky gut, d.h. ein zu durchlässiger Darm kann die Aufnahme und Verwertung von Nährstoffen über die Nahrung beeinflussen, die nicht zuletzt für einen gesunden Schlaf wichtig sind. Obwohl Forschende die komplexen Wechselwirkungen zwischen Darmgesundheit und Schlaf immer umfangreicher untersuchen, sind die vollen Auswirkungen dieser Beziehung noch nicht vollständig entschlüsselt. Aber, dass die Gesundheit unseres Darms sich auf unseren Schlaf auswirkt, steht fest.

Was tun?

Der Weg zu einem besseren Schlaf ist oft nicht einfach, ist immer individuell und ganzheitlich-systemisch, d.h. eine sachte unterstützende Therapie mit bio-identischen Hormonen kann ein Baustein sein ebenso wie das Erarbeiten von Lösungen für ein besseres Stressmanagement, die Gabe von Vitaminen und Mineralstoffen bei Vorhandensein von Defiziten, das Erlernen von Entspannungstechniken und – oft ein wichtiger Schlüssel – eine individuelle und gezielte Darmtherapie.