Darmgesundheit

…und wie sich diese auf unser Wohlbefinden sowie Hormon- und Immunsystem auswirkt

Darmflora mitverantwortlich für Hormonregulation

Der rote Faden in der ganzheitlich-systemischen Hormontherapie führt direkt vom Darm zum Hormonsystem. Egal ob Schilddrüsenhormone, Progesteron, Estradiol, Estriol, Testosteron oder Cortisol – die Darmflora ist mitverantwortlich dafür, dass die wichtigsten Botenstoffe in unserem Körper gut ausbalanciert sind. Sie wirkt hemmend oder unterstützende auf die Schilddrüse ein, bremst oder fördert die Stresshormonproduktion, reguliert jene Enzyme, die Hormone freisetzen oder abbauen.

Milchsäurebakterien wichtig für die Hormon-Balance

Verschiede Fraktionen von Milchsäurebakterien, vor allem Lactobacillus acidophilus und Bifidokeime, sind mitverantwortlich dafür, wie viele freie und somit nutzbare Geschlechtshormone unserem Körper zur Verfügung stehen. Durch die Blockade von bestimmten Enzymen im Darm sorgen sie bei Frauen z.B. für das richtige Verhältnis zwischen Östrogenen und Progesteron und helfen damit, hormonelle Schwankungen und Dysbalancen leichter auszugleichen.

Stressachse wird durch probiotische Bakterien beeinflusst

Die Freisetzung der bekannten Stresshormone Adrenalin (schnelle Erstreaktion) und Cortisol (langsamere Reaktion) wird über die so genannte Darm-Hirn-Achse – einer Verbindung die z.B. über den Vagusnerv zwischen dem Verdauungstrakt und den grauen Zellen im Gehirn läuft – gefördert oder eben auch gebremst. Das Mikrobiom im Darm spielt damit wahrscheinlich eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Stressreaktion und der Stressverarbeitung.

Schilddrüse benötigt gesunde Darmflora

Die Schilddrüse als hormoneller Taktgeber des Stoffwechsels könnte ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die Darmflora nicht auf gesundem Level arbeitet. Schon 2014 stellten chinesische Wissenschaftler in einer kleinen Studie fest, dass Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion deutlich weniger Milchsäure- und Bifidobakterien, dafür aber mehr Enterokokken im Darm haben als gesunde Kontrollpersonen. Unter anderem sind Darmkeime dafür verantwortlich, einen Teil der inaktiven Schilddrüsenhormone in eine aktive Form zu überführen, was wichtige Stoffwechselvorgänge beeinflusst. Gibt es also eine Dysbalance im Darmmikrobiom, könnte das zur Folge haben, dass die Schilddrüse bestimmte Hormonfraktionen unzureichend oder eben überschießend ausschüttet.

Generell gilt: Darm ist erheblich mehr als nur Verdauung

Der Darm galt schon vor tausenden von Jahren in alten Kulturen als Zentrum des Lebens. Denn 70 bis 80 Prozent der immunkompetenten Zellen werden in speziellen Schleimhautarealen des Darms gebildet. Da dieses sogenannte darmassoziierte Immunsystem einen großen Teil der Abwehrarbeit für den gesamten Körper leistet, ist es umso wichtiger, für einen gut funktionierenden Darm zu sorgen. Beachtenswert ist dabei u.a. die mikrobiologische Ökologie des Darms, also das Zusammenspiel der unterschiedlichen Darmbakterien, das im Lot sein muss. Diese siedeln sich beginnend mit der Geburt im Darm an und begleiten uns das ganze Leben. Ohne diese winzig kleinen, nur unter dem Mikroskop erkennbaren Helfer wäre der Mensch nicht überlebensfähig. Denn sie schützen uns nicht nur vor krankmachenden Bakterien, Pilzen und Viren, sondern unterstützen auch das Hormonsystem bei der Arbeit. Konkret bedeutet dies, dass der Darm gepflegt werden muss: Zum einen durch eine vollwertige Ernährungsweise, die nicht zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Darms führt. Ferner durch eine Lebensweise, die die Darmbeweglichkeit gut trainiert, was man optimalerweise durch einen guten Rhythmus aus An- und Entspannung, Ruhe- und Bewegungsphasen erreichen kann. Stress, unausgewogene Ernährung, Medikamente, eine Dysbalance der Darmflora u.v.m. können heutzutage den Darm daran hindern, die für unseren Organismus so wichtigen Aufgaben auszuführen.

Mögliche Auffälligkeiten, wenn Ihr Darm nicht optimal funktioniert:

  • Verstopfungs- oder Durchfallneigung, auch im Wechsel
  • Zu harter oder breiiger Stuhl
  • Unverdaute NahrungsbestandteileBlähungen, aufgeblähter Oberbauch „das sieht ja aus als wäre ich schwanger“
  • Bauchschmerzen die keine schulmedizinisch erkennbare Ursache haben
  • Völlegefühl
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Anfälliges Immunsystem
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Hautprobleme wie Neurodermitis, Akne, Ekzemneigung

Fortschrittliche Darmdiagnostik

Die einfachste Möglichkeit, um sich ein Bild vom Zustand der Darmflora und des Darmes zu verschaffen, ist die Untersuchung des Stuhls, je nach Anforderung als klassische Stuhlfloraanalyse oder auch als molekulargenetische sog. Mikrobiomanalyse. Eine Stuhluntersuchung ist nicht nur bei Verdauungsbeschwerden sinnvoll, also bei Störungen, die offensichtlich im Darm begründet sind. Aufgrund der enormen Kontaktfläche – völlig ausgebreitet besitzt unser Darm eine Fläche von 300 bis 400 qm, also Tennisplatzgröße – und der vielen Abwehrzellen im Darm, kann dieser auch bei vielen anderen Symptomen und Erkrankungen eine Rolle spielen.

Fazit

Die Datenlage zu den Zusammenhängen von Darmmikrobiom und Hormonsystem ist noch längst nicht abgeschlossen, aber nahezu jeden Monat gibt es neue und plausible Erkenntnisse aus Wissenschaft, Forschung und Therapieerfahrung. Ich beobachte dies sehr aufmerksam und lasse überzeugende Zusammenhänge laufend in die Diagnostik und Therapie einfließen. Was bei generellen Darmproblemen Standard ist, lohnt sich auch bei Störungen des Hormonsystems – es empfiehlt sich dann, über eine Darmanalyse einen tieferen Blick auf die Darmgesundheit zu werfen und bei Auffälligkeiten in das Therapiekonzept miteinzubeziehen.

In meiner Praxis erhalten Sie bei Bedarf einen konkreten Vorschlag für eine individuell spezifizierte Untersuchung des Stuhls, einer auf Ergebnis und Symptomatik für Sie angepasste Darmtherapie bis hin zur Darmsanierung u.a. mit modernen Probiotika, Bitterstoffen, Mikronährstoffen und individuellen Vorschlägen, wie Sie selbst zu Ihrer Darmgesundheit beitragen können.