Die „Stressdrüse“ Nebenniere

Auch bei Kindern und Jugendlichen bereits oft überfordert

Kinder und Jugendliche schon im Dauerstress? Wirklich? Oh ja – und mit stark zunehmender Tendenz. Kinder und Jugendliche, die von Erschöpfung und depressiven Verstimmungen betroffen sind, haben in vielen Fällen kein einfaches Los. Viele leiden unter ihrem Zustand, die Schulnoten werden schlechter, ein aufmunterndes „das wird schon wieder“ ist keine Lösung und die Auswirkungen haben oft weitreichende Konsequenzen für Schule, Freizeit und auch das gesamte familiäre Umfeld. Dabei sind wir für kurzfristige Stresssituationen gut gerüstet, verschiedene Botenstoffe wie Adrenalin oder Noradrenalin sowie die Hormone Cortisol und DHEA lassen uns schnell reagieren, gut anpassen, kraftvoll durch die anspruchsvolle Situation gehen. Hier hat die Evolution gut für uns gesorgt. Nur, dass wir uns heute viel zu oft und viel zu lang, manchmal jahrelang im Stress befinden, sei es familiär, in der Schule aber auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Selbst unsere Millionen von Jahren alten und sehr effektiven Stresssysteme können dem modernen Stresslevel auf Dauer oft nicht standhalten.

Stressoren für Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche lassen sich wohl in zwei Hauptgruppen einordnen, in Angstthemen und Überforderung. Angst kann in bestimmten Situationen oder bei Personen entstehen, aber auch Trennungs- und Verlustängste spielen eine Rolle, gerade auch wenn diese früh im Leben ihre Ursache haben. Aber auch zu viel Lärm, zu viele Menschen, zu viel Erwartungsdruck sind für sich genommen einzeln, aber vor allem in der Kombination echte Stressoren.

Digitale Verführer – selbstverursachter Stress durch digitale Reizüberflutung

Eine sich massiv verschärfende Problemlage stellt die Überforderung durch digitale Reizüberflutung da. Die individuell oft zu intensive Nutzung von Mobilgeräten und PC-Spielen etc. münden immer öfter in ein Suchtverhalten. Reizüberflutung hat gerade bei Kindern und Heranwachsenden einen potenziell sehr negativen Einfluss auf ihre Entwicklung und zeigt sich deutlich bei den Neurotransmitterwerten wie Dopamin, Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin und beim Stresshormon Cortisol.

Darum ist neben einer hier wirklich wichtigen Ursachensuche – und möglichst deren Vermeidung oder Verminderung – ein Blick auf die Stresshormone und Neurotransmitter ein griffiger Ansatzpunkt, denn auch junge Menschen können bereits eine sog. Nebennierenschwäche entwickelt haben und damit bereits weniger resilient, also weniger stressresistent sein. Die für unser Stressmanagement so wichtige Cortisoltageskurve, d.h. das normale Anfluten des Stresshormons am Morgen und dessen Verbrauch und Reduzierung über den Tag, kann deutlich verändert sein. Es kann über den Tag weiter unnatürlich ansteigen oder auf einem konstant hohen Level verharren, wenn es bei nächtlichen Chats oder Computerspiel-Sessions weiter getrieben und gepusht wird, bis die Nebenniere ihren Funktion auf „Notdienst“ reduziert, was zuerst oft eine hyperaktive Phase nach sich zieht und dann wechselt zu deutlichen und auch andauernden Erschöpfungszuständen.

Welche diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gibt es bei Nebennierenschwäche und Verdacht aus Dysbalancen bei den Neurotransmittern?

Mein Ansatz ist, wie bei allen hormonbedingten Indikationen, ein ganzheitlich-systemischer. Gestützt durch eine ausführliche Anamnese (Befunderhebung durch Gespräch) und einen Hormonspeicheltest für Cortisol und DHEA, der evtl. mit einem Urintest für die sog. Neurotransmitter/Stressbotenstoffe kombiniert wird, kommen je nach Schweregrad der hormonellen Dysbalance verschiedene Optionen in Frage, um die Funktion der Nebennieren zu unterstützen und den Ausstoß an Stresshormonen naturheilkundlich wieder zu regulieren. Wichtig ist dabei auch die Klärung, ob die Nebenniere selbst nicht mehr adäquat auf Stress reagieren kann, oder ob der Taktgeber des Organs, die Hirnanhangdrüse ein Auslöser ist. Besonders wichtig erscheint in der täglichen Praxis ab der Pubertät das Zusammenspiel mit den „Partnerhormondrüsen“, den Eierstöcken, Hoden und Schilddrüse, eine Interaktion, die jede Sekunde unseres Lebens abläuft.

Behandlungsoptionen:

  • Ganzheitlich-systemische Therapie aller beteiligten Hormondrüsen durch naturheilkundliche Mittel (Regulationsimpulse)
  • Therapie mit orthomolekularen Substanzen, d.h. Vitamine und Mineralstoffe in der Regel nach vorheriger Labordiagnostik
  • Therapie mit sanft dosierten, meist homöopathischen bio-identischen Hormonen zur Entlastung der Nebenniere
  • Phytotherapie (pflanzliche Wirkstoffe)
  • Verwendung spezifischer Aminosäuren (Eiweiße)
  • Bioresonanztherapie

Es bleibt festzuhalten, auch Kinder und Jugendliche können bereits ausgeprägte Erschöpfungszustände bis zum Burnout entwickeln. Wichtig ist eine ganzheitliche Herangehensweise und das Verständnis für und das nachhaltige Arbeiten an den Ursachen – und zwar so, dass es von den jungen Patient:innen verstanden und akzeptiert wird.